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Workshop Dhrupad und Feldenkrais
von Birgit Kratz Gleich aus mehreren Gründen fühlte ich mich von diesem Workshop angezogen: Schon vor Jahren hatte ich beim Surfen nach dem Thema Dhrupad im Internet Hörproben von Amelia Cunis Gesang entdeckt. Ich war von dieser Stimme sofort fasziniert. Aber es sollte noch eine lange Zeit vergehen, bis ich an einem von Amelias Workshops teilnehmen konnte. Die Feldenkrais-Methode, die die bewusste Wahrnehmung unseres Körpers schult, hatte mir vor vielen Jahren einen neuen Zugang zum Verständnis der Yoga-Asanas eröffnet: Ich entdeckte, wie interessant es ist, den Körper und seine Bewegungsabläufe von innen her zu beobachten - und fortan dauerten die Yoga-Asanas mindestens dreimal länger als vorgesehen. Und in mir gibt es eine tiefe Überzeugung, dass es eine Art zu singen geben muss, die mühelos ist und die es dem Sänger erlaubt, aus seiner Mitte heraus zu singen und beim Singen zentriert zu bleiben. Die Ankündigung dieses Workshops stellte in Aussicht, dass ich - Feldenkrais-Übungen speziell für Sänger und - traditionell überlieferte Stimm-Übungen und Gesangstechniken aus der langen Tradition des indischen Dhrupad-Gesangs kennenlernen würde. Den Rahmen für diesen 3-Tages-Workshop stellte das Ethnologische Museum in Berlin Dahlem zur Verfügung. Es beherbergt u.a. auch eine umfangreiche Sammlung asiatischer Musikinstrumente. Einen Tag vor Beginn des Kurses hatten interessierte Teilnehmer des Workshops die Gelegenheit, an einer speziellen Führung teilzunehmen und sich schon ein wenig kennenzulernen. Ich stellte erstaunt fest, dass einige Kursteilnehmer extra zu diesem Workshop aus Italien, Frankreich, den Niederlanden, der Schweiz und aus Tschechien angereist waren. Viele hatten - wie ich - irgendwann einmal die Stimme Amelias gehört und wollten diese Art zu Singen nun selbst bei der Sängerin erlernen bzw. bereits Gelerntes vertiefen. Im Workshop wechselten sich Feldenkrais-Stunden bei der Berliner Feldenkrais-Lehrerin Ute Birk und Gesangs-Stunden in der Gruppe bei Amelia Cuni, die gebürtige Italienerin ist und in Indien über viele Jahre hinweg Dhrupad-Gesang bei den Meistern der Dagar-Linie studiert hatte, ab. Die Feldenkrais-Lektionen bereiteten die Gesangsstunden optimal vor: Sehr sorgfältig ausgewählte Übungsabläufe halfen den Kursteilnehmern, ein Feingefühl für bestimmte Körperbereiche zu entwickeln, bestehende Verspannungen auf ganz sanftem Wege zu lösen und das Bewegungsspektrum innerhalb kürzester Zeit deutlich zu erweitern. Die Aufmerksamkeit galt einmal dem Becken, einmal dem Rücken, einmal der Bewegungsfreiheit des Bauchraums, einmal den Schultern, einmal dem Mund und einmal der Beweglichkeit der Kiefer. Wir lernten einfache Möglichkeiten kennen, mit unserem Körper und seinen Fähigkeiten zu spielen, ganz neue, ungewohnte und zunächst widersinnig erscheinende Bewegungsmuster auszuprobieren und zu erfahren, wie kleine, sehr bewusst ausgeführte Bewegungen uns erstaunlich leicht und schnell zu größerer Bewegungsfreiheit führen können. Gleichzeitig hatte dieses Üben einen stark zentrierenden Effekt: Nach jeder Feldenkrais-Stunde war wohl jeder von uns mit seiner Aufmerksamkeit tief drinnen im Körper angekommen. Da unser Geist ruhig geworden war, konnten wir das (neue) Wissen über die indische Dhrupad-Musik, das uns erwartete, leicht aufnehmen. Und aus der Mitte unseres Körpers heraus ließ es sich wirklich sehr leicht und entspannt singen. Tiefen Dank an Ute Birk und ihre Kunst, uns - unsere Körper und unsere Aufmerksamkeit - einfühlsam auf die Musikstunden einzustimmen! Die auf die Feldenkrais-Lektionen folgenden Gesangsstunden stellten vor allem für die Teilnehmer mit einer herkömmlichen westlichen Gesangsausbildung eine ziemliche Herausforderung dar - es war alles zu vergessen, was man bisher (möglicherweise mühevoll) erlernt hatte. Nun kam es darauf an, jegliche Anstrengung beim Singen aufzugeben, lautes Singen war nicht angestrebt und auch die Idee von "hohen Tönen" und "tiefen Tönen" musste vollkommen vergessen werden. Kopf und Hals waren nicht mehr die Bereiche, von denen aus der Ton seinen Ursprung nahm, sondern nun sollte unsere Körpermitte singen lernen. Auf ganz natürliche Weise wurden wir mit den Geheimnissen des Gesangs der Dhrupad-Meister Indiens bekannt gemacht. Eine Vielfalt sehr einfacher Übungen half uns, unsere eigenen Erfahrungen zu sammeln und damit zu verstehen, worauf es ankommt. Und: ja, es ist möglich, sogar hohe Töne anstrengungslos aus dem Bauch heraus zu singen. Gleichzeitig beinhalteten diese Stunden mit Amelia Cuni auch eine Einführung in die Besonderheiten indischer Raga- und speziell Dhrupad-Musik, die sich so sehr von der Musik unseres Kulturkreises unterscheidet. Diese Musik ist völlig anders strukturiert als unsere abendländische: Die Rhythmen sind viel komplexer, in den Melodien werden die Töne untereinander auf ihre eigene besondere Art verbunden und die Ragas selber entwickeln sich nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten. Es gibt keine festgelegten Kompositionen, sondern die Kunst des Sängers besteht unter anderem auch darin, auf der Grundlage des gegebenen Ton-Materials immer wieder neu zu improvisieren. Auch wir Kursteilnehmer lernten, die Tonleiter eines Ragas zu singen und dabei die Töne auf die für den Raga charakteristische Weise fließend ineinander übergehen zu lassen. Als krönenden Abschluss des Workshops machte uns Amelia mit einem komplexen Rhythmus-Zyklus (Tal) von 12 Takten bekannt und bald waren wir tatsächlich in der Lage - begleitet von Amelias Pakhawaj (indische Trommel, die von zwei Seiten geschlagen wird) - diesen Rhythmus auf die typisch indische Art zu klatschen und dazu in der speziellen "Trommelsprache" eine Raga-Melodie zu singen. Wir alle waren sehr angetan von der großen Kompetenz Amelias und von der tiefen Liebe, die sie offensichtlich mit der Kunst des Dhrupad-Gesangs verbindet. Es ist ihr sehr daran gelegen, das alte Wissen dieser Tradition zu erhalten. Um dieses Anliegen zu verwirklichen, beschreitet sie ganz eigene neue Wege - wie hier auf diesem Workshop, in welchem sie die Übungen der Feldenkrais-Methode in ihren Unterricht mit einbezog, um das zarte Körperempfinden, das die Grundlage für diese Art des Singens ist, zu schulen und zu verfeinern. Jeder Aspekt unseres Menschseins - Körper, Geist und Seele - fließt so ganz natürlich und von allein sanft in den Gesang mit ein. Wessen Interesse an Feinheiten der Dhrupad-Musik geweckt war, der war herzlich eingeladen, an den Übungsstunden der im Dhrupad-Gesang bereits fortgeschrittenen Schüler Amelia Cunis teilzunehmen. Ein Raga und ein Lied wurden neu erlernt und wir Zaungäste durften verfolgen, wie in Indien üblicherweise das Wissen vom Lehrer an den Schüler weitergegeben wird. Wir erlebten, wie entspannend und harmonisierend Dhrupad-Gesang auf seine Zuhörer wirken kann: Der Verstand gibt irgendwann den Versuch auf, dem Lehrer oder den Melodien konzentriert zu folgen. Als Zuhörer bleibt einem nichts weiter übrig, als loszulassen und sich den sanft fließenden Klängen hinzugeben, und es kann dabei leicht passieren, dass man in eine sehr tiefe innere Ruhe gleitet, aus der man erfrischt zurückkehrt. Auf diesem Workshop konnte also eine angehende Opernsängerin indische Gesangstechniken ausprobieren, eine Yoga-Lehrerin und die Dhrupad-Gesangsschüler Amelia Cunis lernten die Feldenkrais-Methode kennen und schätzen... es gab für jeden etwas neues zu entdecken. Und am Ende waren sich alle Kursteilnehmer, mit denen ich gesprochen habe, darin einig, dass sie sehr gut zu ihrer Mitte gefunden haben und total gerne wieder zu einem Workshop mit Amelia Cuni und Ute Birk teilnehmen möchten. Vielleicht kommt es ja am letzten Februar-Wochenende im Jahr 2009 zu einem Wiedersehen - wer weiß? P.S. Ein Interview mit Amelia Cuni über Dhrupad für westliche Sänger kann man >>hier nachlesen. Text verlinken
InformationenKursleiterIn: Amelia Cuni & Ute Birk Kosten
180 € / ermäßigt: 150 €Veranstaltungsort
Ethnologisches Museum Berlin-DahlemVoraussetzungen
keineKontakt
ute.birk@gmx.deDauer
3 TageÜber den Autor: Mitwirkende am Spirituellen Portal, Mutter und Hausfrau, kurzzeitig Maharishi-Ayurveda-Technician gewesen, von Beruf Elektronikfacharbeiterin und Dipl.-Ing. Informationstechnik |